Vereinsgeschichte

Vereinsgeschichte
Geschichte des VVV Kottenheim e.V.

mit freundlicher Unterstützung von Heinz Geisbüsch

Die Geburtsstunde des VVV Kottenheim e.V.

Im Winter 1929/30 geriet Deutschland in den Strudel der Weltwirtschaftskrise. 1932 war die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland auf über 6 Millionen gestiegen und lag damit bei rund 16 %. Fast alle Wirtschaftszweige litten darunter – so natürlich auch die heimische Steinindustrie. Die zuvor im Mayen-Mendiger Raum noch blühende Basaltgewinnung und –verarbeitung kam fast vollständig zum Erliegen. Auch in Kottenheim herrschten schlechte wirtschaftliche Verhältnisse. Das gesamte Geschäftsleben erfuhr wie andernorts einen katastrophalen Niedergang.

Um eine Besserung herbeizuführen wurde 1932 der Verkehrsverein Kottenheim gegründet. Die Vereinsgründer waren der wie folgt niedergeschriebenen Auffassung, dass „ 1. eine intensive Fremendenwerbung bei uns durchaus am Platze ist, dass 2. die natürlichen Schönheiten unserer Heimat , unsere Lage und unser Klima durchaus geeignet sind, auf Fremde einen starken Anreiz auszuüben und dass 3. Eine Fremdenindustrie den tatsächlich bestehenden Ausfall in der hier bodenständigen Industrie wenigstens teilweise zu ersetzen in der Lage ist. Im Übrigen bedarf es wohl keiner Frage, dass der zu erstrebende Fremdenverkehr nicht nur die wirtschaftliche Besserstellung einer bestimmten Berufsgruppe, z.B. der Gewerbetreibenden mit sich bringen wird, sondern dass darüber hinaus alle Volksschichten eine wirtschaftliche Besserung zu erwarten haben“.

Dem ersten Vorstand gehörten als Vorsitzender Josef Theisen, Alois Hoffmann als Geschäftsführer, Alois Milles als Kassierer und als Beisitzer Peter Ramershofen, Franz-Xaver Pickel, Toni Pickel und Albert Leimbach an. Der Mitgliedsbeitrag wurde auf 10 Reichspfennig im Monat festgesetzt. Die Vereinstätigkeit war zunächst auf die Verschönerung des Dorfes ausgerichtet. Erklärtes Ziel war zum einen Kottenheim allmählich zu einem Luftkurort auszugestalten und zum anderen ein kulturelles Angebot auf die Beine zu stellen.

Im Geschäftsbericht der Jahreshauptversammmlung von 1935 wird über die ersten richtungsweisenden Ergebnisse berichtet: „ In Verfolg des Grundsatzes, dass der erste Eindruck der Beste ist, haben wir uns zunächst bemüht, unserem Luftkurort einen schönen Empfangsraum zu schaffen. Unser Empfangsraum ist der Bahnhof.“ So entstanden 1934 rechts und links der Eisenbahnstraße kleine Parkanlagen. Auf hartnäckiges Drängen erklärte sich der Vorstand des Reichsbahn- Betriebsamtes Mayen schließlich bereit, im Frühjahr 1938 den Bahnhofsvorplatz ordnungsgemäß herzustellen. Als eine weitere Verschönerungsmaßnahme wurde die Hausener Straße als Zugangsweg zum Ort in eine Lindenallee umgestaltet.

Mit der Gestaltung des Bahnhofsumfeldes und der Hausener Straße waren erste Meilensteine gesetzt, denen weitere folgen sollten. Rund um Kottenheim wurden im Wald Wanderwege ausgebaut oder neu angelegt und ein Dutzend Ruhebänke aufgestellt. Auf der Birk schuf Bildhauer Erich Moog das Junker-Schilling-Relief. Ebenfalls auf der Birk entstand der Keltenplatz und an der westlichen Gemarkungsgrenze erhielt der Hartborn mit seinem kohlesäurehaltigen Sauerwasser eine einladende Quellfassung. Blumenschmuck- Wettbewerbe führten zu einer Verbesserung des Gesamteindruckes.

Zugleich hatte der Verein mit der Fremdenverkehrswerbung begonnen. In einem ersten Schritt sollte die Bevölkerung dafür gewonnen werden, Fremde aufzunehmen. Zusammen mit der örtlichen Gastronomie war man schließlich in der Lage über 200 Fremdenbetten anbieten zu können. Die Gasthöfe „Zum Adler „– Inhaber Josef Herschbach, „Zur Alten Post“- Inhaber Alois Schönberg, „Zur Deutschen Eiche“- Inhaber Alois Eich, „Zum grünen Wald“- Inhaber Gangolf Müller, „Zum Mühlenstein“- Inhaber Franz Ploenes, „Zur Traube“- Inhaber Wilhelm Kraft, „Gasthof Josef Schönberg“- Inhaber  Witwe Schönberg und „Zur Waldmühle“ – Inhaber Albert Pickel boten Übernachtungen mit Vollpension ab 3,20 Reichsmark an kombiniert mit Ermäßigungen zum Besuch des Schwimmbades an der Waldmühle.

Im nächsten Schritt wurde Außenwerbung betrieben. Nach den schriftlichen Unterlagen des Vereins „bildete das Rheinische Industriegebiet das wichtigste Betätigungsfeld“. So wurde Werbeanzeigen in der Essener Allgemeinen Zeitung, im Mittag, in den Düsseldorfer Nachrichten, im Duisburger Generalanzeiger und in der Rhein- und Ruhr-Zeitung geschaltet:
Kottenheim- 2213 Einwohner, 240 m, Bahnstation, aufstrebener Luftkurort in sonniger geschützter Tallage, günstige klimatische Verhältnisse, Buchenhochwald, romantische Felspartien, herrliche Fernsichten, Quellwasserleitung. Bade- und Schwimmanstalt, Arzt, Zahnarzt, Krankenpflegerin. Ausgedehnter Obstanbau, Kern- und Steinobst mit vorzüglichem Geschmack. Aller Dorfstraßen gepflastert. Gute billige Unterkunft.

Weiterhin wurde für die Bewerbung ein Prospekt über den Luftkurort Kottenheim in der Vordereifel sowie ergänzend ein Gaststättenverzeichnis und Ansichtskarten in Auftrag gegeben. Maßgeblich war allerdings, dass es im Sommer 1935 gelang, Kraft-durch-Freunde Urlauber nach Kottenheim zu ziehen. Um das Wohlergehen und die Unterhaltung der Gäste wurden große Anstrengungen unternommen; für Unterhaltung sorgten aber auch die kulturellen Aktivitäten des Verkehrsvereins. Im Winter wurden Heimat- und Kostümfeste und in der warmen Jahreszeit Sommerfeste auch unter Mitwirkung auswärtiger Künstler angeboten.

Mit Beginn des 2. Weltkrieges fanden die Aktivitäten des Vereins ein vorläufiges Ende und damit auch die Bestrebungen zur Anerkennung von Kottenheim als Luftkurort. Erst im Jahr 1956 wurde der Verein als Verschönerungs- und Verkehrsverein wieder neu ins Leben gerufen. Zum Vorsitzenden wurde erneut Josef Theisen gewählt.

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